TOGETHER APART

Die Idee zu diesem Foto- und Videoprojekt kam mir im Corona-Lockdown. Das Projekt ist eine der Chancen, die sich für mich aus der Krise ergeben haben – aus der globalen und meiner persönlichen Krise. Was Ihr hier seht, sind vier verschiedene Tanzbegegnungen, die immer von denselben zwei Personen visuell eingefangen wurden. Ich habe vier meiner lokalen TanzpartnerInnen, dazu eingeladen, mit mir zu improvisieren und dabei von zwei Kameras begleitet zu werden. Da wir nicht nur TanzpartnerInnen, sondern auch FreundInnen sind, hat mich interessiert, wie Aspekte unserer Beziehungen in den Vordergrund treten, während wir uns gemeinsam bewegen. Im Anschluss daran, bat ich vier verschiedene MusikerInnen aus der Region, Soundtracks für jeweils eines der Videos zu komponieren und zu produzieren, so dass jeder Tanz seine eigene, ganz individuelle Musik erhielt. Meine Vision war es, das Projekt so lokal wie möglich zu gestalten und vor allem KünstlerInnen, FreundInnen und KollegInnen aus der Region einzubinden, um für uns alle eine Möglichkeit zu schaffen, in diesen verrückten Zeiten das zu tun, was wir so sehr lieben. Fast alle, die sich eingebracht haben, leben in oder in der näheren Umgebung von Witzenhausen: die vier TänzerInnen Niklas Heiland, Katja-Bahini Mangold, Ellie Erdman und Pauline Reichardt, Kameramann Barak Ben Dov, Fotograf Oliver Stein sowie die MusikerInnen Kaya Martischius, Jörn Berger, Andres Codon, Philip Miller, Joachim Berchthold, ChrisTala und Peter Krug. Selbst wenn wir alle temporär voneinander und von unseren Szenen und Communitys getrennt waren, so haben wir doch einen Weg gefunden, um lokal zusammen zu kommen, uns zu bewegen und kreativ zu sein – auf eine Corona-konforme Weise. Was für ein wundervoller Moment, um die Kreativität in unserer Region anzuerkennen und wertzuschätzen! Danke an alle, die an diesem Projekt mitgewirkt und es ermöglicht haben. Besonderer Dank gilt auch der Hessischen Kulturstiftung, die dieses Projekt im Rahmen des Kulturpakets II: Perspektiven öffnen, Vielfalt sichern finanziell gefördert hat.

Wo die Idee zum Projekt herkam?

Contact Improvisation ist meine große Leidenschaft und Faszination seit 2012. Diese Leidenschaft mit anderen zu teilen, war mir nicht nur eine große Freude, sondern hat auch den Großteil meines finanziellen Einkommens in den letzten vier Jahren vor der Corona-Pandemie ausgemacht. In der Pandemie habe ich den überwiegenden Teil meiner Arbeit verloren durch das längere Tätigkeitsverbot einerseits und die Kontakt- und Abstandsregeln andererseits, welche die Nutzung der zentralen Elemente dieser Tanzform unmöglich gemacht haben: physische Berührung und geteiltes Gewicht. Diese Einschränkung habe ich nicht nur finanziell gespürt, sondern sie hat mich ebenso emotional und persönlich getroffen. Als Person, die sich gern mit anderen zusammen bewegt und in physischem Kontakt ist, war es für mich schwierig, dass das, was ich so sehr liebe, nicht erlaubt war – selbst wenn ich verstehen konnte, warum es die Regeln gab und ich sie auch befolgt habe. Dass es plötzlich illegal geworden ist, das zu tun, wofür ich mich berufen fühle, hat sich ziemlich merkwürdig angefühlt. Mir hat sowohl die Berührung gefehlt als auch die Gemeinschaftsstruktur der Tanzszene sowie das Unterrichten an sich, welches ein Teil meiner Leidenschaft und auch meiner Identität geworden war. Alles in allem, war es eine harte, aber auch sehr wertvolle Zeit. Ich habe dadurch verstanden, wie privilegiert ich trotz all der Einschränkungen noch war. Ich habe viel Unterstützung erfahren von meinen FreundInnen, KollegInnen, aber auch von meinem Tanznetzwerk vor Ort, meiner Familie und durch die staatlichen Förderprogramme. Vielen Dank an alle, die mich emotional, spirituell und finanziell unterstützt haben in diesen schwierigen Zeiten. Besonders dankbar bin ich darüber, dass ich vier TanzpartnerInnen und FreundInnen an meiner Seite gehabt habe, mit denen ich mich eins zu eins getroffen habe, um zu tanzen und zu trainieren. Ich bin dankbar für die Freundschaft, Liebe, Fürsorge, Verspieltheit und Freude, die ich durch diese Treffen erlebt habe. Zusammen und in Bewegung zu sein, wenn auch getrennt vom Rest der Welt, hat mir ein neues Gefühl von Unabhängigkeit in Bezug auf meine Tanzpraxis geschenkt. Ich habe mich wieder daran erinnert, warum ich die Contact Improvisation praktiziere. Sie hilft mir dabei, präsent zu werden, mich selbst zu spüren, mich verbunden zu fühlen und ich empfinde dabei jede Menge Lebensfreude. Sie tut mir einfach gut!

 

 

Gefördert im Rahmen des Kulturpakets II: Perspektiven öffnen, Vielfalt sichern.